Sonntag, 4. Januar 2009

Katzenbraten als Delikatesse

Da wo ich aufgewachsen bin, in einem heimeligen Bauerndorf an der Grenze vom Oberaargau zum Emmental, war es verpönt, und sicher auch in der weiteren Umgebung des Kantons Bern, Katzen- oder Hundefleisch zu essen. Man munkelte, das sei nur in den beiden Nachbarkantonen Solothurn und Luzern Gang und Gäbe.

Erst viele Jahre später wurde ich belehrt, dass es auch einen Ort im Emmental gab, wo man dem zarten Fleisch der Schnurrlis nicht abhold war.

Und das kam so: Als Fourier im Kdo Mob Pl 112 in Langnau i.E. hatte ich u.a. einen Küchenchef mit einem Landgasthof auf 1000 Meter mitten in einem wunderbaren Wandergebiet. Ich weiss nicht mehr, wieso wir auf meine Katzen zu sprechen gekommen sind. Auf alle Fälle hat er mir unterbreitet, ihm jeweils gegen Ende Jahr überzählige Büsis zu bringen. Eine in mir aufkommende Ahnung hat ihm keinen Eindruck gemacht und auf meine diesebezügliche Frage meinte er nur: Pfeffer!

Wie jedem Katzenfreund ging mir das sehr unter die Haut und ich trachtete darnach, unbedingt mehr über diese komische Esskultur in den nahen Hügeln in Erfahrung zu bringen. Zuerst habe ich einen in der Nähe des Gasthofs wohnenden Bauer, der bei uns als Motorfahrer Dienst tat, aufgesucht und über das Thema befragt. Freimütig erklärte mir dieser, das sei doch kein Geheimnis, dass dort oben immer am 6. Januar  das grosse Katzenfressen über die Bühne gehe.

Mit diesen ersten Erkenntnissen bewaffnet, pilgerte ich mit einem etwas komischen Gefühl im Bauch zu meinem Küchenchef, der mich zuerst freudig empfing, dann aber etwas kritisch zu mir rüber schielte, als ich wieder auf die Katzengeschichte zu sprechen kam. Wieso ich das eigentlich so genau wissen wolle und was ich damit bezwecke, wollte er wissen. Erst als ich ihm versprach, nichts darüber an die grosse Glocke zu hängen oder gar den Namen des Gasthofs zu nennen, taute er etwas auf und erzählte mir die Geschichte einer uralten Tradition schon bei seinen Vorfahren.

Immer in der Altjahrswoche gehe der Knecht eines Nachbarbauern von Hof zu Hof, um dort nach überzähligen Katzen zu fragen. Diese bringe er dann zu ihm und erhalte pro Stück 5 Franken. So kämen Jahr für Jahr so an die 30 bis 40 Tiere zusammen. Ein Störenmetzger schlachte dann die Katzen in seinem Keller und er selber beize sie ein. Aus gesetzlichen Gründen dürfe er fär das daruas entstehende Gericht nichts verlangen, aber er stelle als Getränke am betreffenden Abend nur edle Flaschenweine mit gesalzenen Preisen auf. Reklame brauche er nicht zu machen, es kämen immer die gleichen Gäste mit deren Kinder und Kindeskinder.

Es nahm mich wunder, wer denn da so kommen würde, und so begab ich mich am darauffolgenden 6. Januar an den Festort. Ehrlich, ich hatte Mühe, in der näheren Umgebung noch einen Parkplatz zu finden. Interessiert schaute ich nach den Autonummern und stellte neben wenigen Bernern eine Unzahl aus anderen Kantonen fest. Dreimal darf man raten: aus Solothurn und Luzern!

Vom Pfeffer habe ich selbstredend nichts gegessen ...........


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