Sonntag, 4. Januar 2009

Wenn Gift vor dem Rang kommt

Bild: Siam-Kater Ivo of Shi-miao

Vor vielen Jahren habe ich mich auch einmal erdreist, einen wunderschönen Siam-Kater für eine Katzenausstellung anzumelden. Nennen wir ihn einfach Ivo, der nachfolgende englische und thailändische Ergänzungsname tut hier nichts zur Sache. Ein lilafarbener war es, aber das tönte zuwenig vornehm, lilac-point musste es heissen. Ja nu, dachte ich, ein Stammbaum mit viel rot geschriebenen Ahnen hatte er alleweil.

Und so kam es, wie es offenbar kommen sollte und für das ich weiss Gott nichts dafür konnte. An vielen der nachfolgenden nationalen und internationalen Zurschaustellungen stand er den Konkurrenten namhafter Züchter regelrecht vor der Sonne. Da gab es wirklich solche, die diese "Frechheit" gar nicht ertrugen und mich boshaft wissen liessen, ich als nich offizieller Nachwuchsförderer solle sie nicht so im Schatten stehen lassen und meinen Kater geflissentlich zu Hause lassen.

Extra nicht, überlegte ich. Wenn diese eine solche Einstellung haben, fahre ich halt doch weiter mit meinem Star auf. Das wurde in Lausanne in der Folge fast als Affront gewertet. Eine welsche Katzenclub-Präsidentin fauchte mich an, jetzt habe sie einen Extrapokal gespendet, in der Hoffnung, eine ihrer Freundinnen würde diesen gewinnen. Ich brauche wohl nicht näher zu erläutern, dass diese Auszeichnung neben andern bei mir in der guten Stube steht.

Aber dann kam es doch noch zu einem Eklat, in La Chaux-de-Fonds war es. Aus weiser Voraussicht hatte ich zur besseren Pflege und wohl auch Überwachung einen pensionierten Bundesangestellten mitgenommen. Noch während der Installierung tauchten beim Nebenkäfig zwei tschechische Frauen auf, die mir in gebrochenem Deutsch erklärten, sie bräuchten unbedingt einen ersten Preis für ihren gleichfarbenen Kater im Ausland. Dabei schauten sie eifersüchtig in meinen Drahtverhau, in dem Ivo dank seiner Gutmütigkeit bereits schlief. Ich glaube, noch vor dem Mittagessen wurde er für die "best in show" nominiert und ich dachte mir dabei gewohnheitshalber nichts besonderes. Schon gar nicht achtete ich auf die Mienen meiner Nachbarn.

Während dem Essen in einem nahen Restaurant alberte ich noch mit andern Ausstellern herum, als ich plötzlich wahrnahm, dass auch mein "Aufpasser" im gleichen Lokal erschien. Das passte mir ganz und gar nicht, und so brach ich die Party bald einmal ab und eilte zurück in die Ausstellungshalle.

Aber da war es schon zu spät! Ivo lag halb verkrallte in den Vorhängen und hatte eine gut sichtbare Schaumschicht vor dem Mund. Als er meine Stimme hörte, ist er aufgestanden und musste sich gottlob und offenbar als seine Lebensrettung massiv übergeben. Aber anfassen liess er sich fast nicht mehr, und weil auch kein Tierarzt trotz Aufruf über Lautsprecher erschien, zog ich bald einmal mit ihm ohne endgültigen Richterspruch von Dannen, mit dutzendfacher und sicher gefährlichen Geschwindigkeitsüberschreitung nach Bern zu meinem Tierarzt, der vorher telefonisch unterrichtet worden war. Spritze, Magen auspumpen und erste Analyse. Eine traurige: Meta!

Ich glaube noch heute nicht, dass das ein Zuschauer war, und einem Aussteller konnte man nichts nachweisen, auch den Tschechen nicht ...........


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